Wie der mongolische Kalligraf und Poet Mend-Ooyo sagte:
Das gesprochene Wort fliegt vorbei
Das geschriebene Wort bleibt
Die mongolische Kaligraphie ist ein außergewöhnliches Merkmal der mongolischen Kultur
und des künstlerischen Schaffens, sie beschreibt die mongolische Geschichte seit über tausend Jahren.
Die Mongolei hat zahlreiche Felszeichnungen, sogenannte Petroglyphen zu bieten, die sich hauptsächlich in den Regionen Khovd, Uvurkhangai, Umnugovi, Govi-Altai, Bayankhongor finden lassen. Die Datierung dieser Felszeichnungen reichen zurück bis in die Altsteinzeit und erzählen dem Betrachter von damals.
Natürlich lassen sich aus den Felsbildern keine in sich geschlossenen Geschichten ableiten, dennoch erzählen sie uns viel über das damalige Leben, die Gesellschaftsformen, die Körperliche und Geistige Verfassung, sowie die Glaubenswelt der Künstler.
Somit kann man wohl sagen das diese Bilder eine Art von steinernem Buch darstellen und zu den ältesten übermittelten Botschaften der Menschheit gehören und somit einen Vorfahren der modernen Schrift darstellen.
Im 5 Jahrhundert v. Chr. war die zentral Asiatische Region von nomadischen Völkern wie den Hunnen und den Dingling bevölkert. Es wurden viele archäologische Funde aus dieser Zeit gesichert die belegen das damals bereits eine eigene Schrift existierte. Experten sind der Meinung das diese Schriftform vom Stamm der Rouranen an die Gökturken weitergegeben wurde, woraus sich dann eine Runenschrift entwickelte.
Der begriff Runen wurde wegen der Ähnlichkeit zu den alten skandinavischen Schriftzeichen gewählt, die diese Bezeichnung tragen.
Die Inschrift von Tonyukuk, einem der Herrscher des 8.Jahrhunderts, befindet sich im „Bayanzogt Sum“ In der Provinz „Tuv Aimag“, was ca. 50 km südwestlich der heutigen Hauptstadt Ulaanbaatar liegt.
Die Inschrift erzählt von der militärischen Geschichte des Gökturk Reiches, und der Herrscher Tonyukuk berichtet darin wie er es endlich geschafft hat ein eigenständiges Reich zu gründen, und von seiner Sorge die ihn „Tagsüber nicht sitzen, und nachts nicht schlafen lasse“, dass das Königreich keinen bestand haben könnte.
Diese Inschrift wurde von Lehrer D.Baatar entziffert und übersetzt, worüber er das Buch: „Gökturkische Schrift“ verfasst hat.
Im 10. Jahrhundert herrschten die Kitanen im Gebiet der Mongolei. Sie erfanden die Kitan Schrift. Sie bestand aus der von der chinesischen Schrift abgeleiteten großen Kitan-Schrift und der auf der uigurischen Schrift basierenden kleinen Kitan-Schrift, die funktionell unabhängig waren.
mit der kleinen Kitan Schrift geschriebener Fisch Anhänger
Große Kitan Schrift
Diese 2 Schriften brachten größere Erfolge im literarischen Bereich der Kitanen, sie benutzten sie nicht nur zum schreiben, sondern auch um Sutras zu übersetzen , zum Dichten und um Reiseberichte und Tagebücher zu verfassen.
Auch hat man Bücher herausgebracht die mit den Nachbarländern getauscht wurden.
Die mongolische Schrift wird von oben nach unten geschrieben , was sie besonders anmutig und elegant erscheinen lässt.
Das älteste mit mongolischer Schrift versehene Denkmal ist die sogenannte „Dschingis Khan Stele“
die von großem Sprach- und historischem Wert ist.
Die Stele selber ist nicht datiert, wird aber von Experten auf das Jahr 1225 geschätzt. Die Inschrift soll von Dschingis Kahn selbst in Auftrag gegeben worden sein, und lässt sich etwa so Übersetzen:
Während Dschingis Kahn nach seiner Eroberung von Sartaul (Ost-Turkestan) in Buga Sochuhai seine Würdenträger zusammen rief, traf der Schütze Esungge ein Ziel in einer Entfernung von 335 Alds.
Das Ald ist eine alte mongolische Maßeinheit die in etwa dem europäischen Klafter entspricht, das bedeutet die Länge der ausgestreckten Arme einen erwachsenen Mannes. Das bedeutet bei einem durchschnittlichen Mongolischen Krieger dieser Zeit etwa 160 cm. Demnach hat Esungge sein Ziel aus einer Entfernung von ca. 536 m getroffen, was ihn als hervorragenden Bogenschützen ausweist und uns einen Einblick in das sportliche Leben jener Zeit ermöglicht.
SIEGEL AUF DEM BRIEF DES GROßKHANS GÜYÜK
AN PAPST INNOZENZ IV. November 1246
Der Brief ist auf Persisch geschrieben, aber der Stempel in roter Tinte diente als Siegel mit mongolische Schrift.
Durch die Macht des ewigen Himmels
unter den Auspizien des Ozeangleichen Mongolen Herrschers
zur Beachtung, durch die unterworfenen Völker,
die seinen Erlass respektieren und fürchten.
Mit diesen Sätzen konnten sie damals alle 19 Buchstaben des mongolischen Alphabetes auf diesem Stempel unterbringen.
BRIEF DES ARGHUN KHANS AN PHILIPP IV. mit mongolischer Schrift 1289
Arghun Khan war der vierte Herrscher der mongolischen Ilchane Reiches von 1284 bis 1291.
Wikipedia Übersetzung:
„Durch die Macht des ewigen Himmels! Unter den Auspizien des Kaisers! [Folgendes sind] Unsere, Arguns, Worte = O roi de France (an den Frankenkönig?)! Deinem Vorschlag, den du Uns im vorigen Jahr durch die Gesandtschaft mit Mar Bar Savma sahura an der Spitze überbringen liessest: ‚wenn die Heere des Il Khan gegen Ägypten ins Feld ziehen, werden auch wir von hier aus ins Feld ziehen und in gemeinsamer Operation (im Rücken des Feindes) angreifen‘ haben wir zugestimmt und (demgemäss) beschlossen, unter Meldung an den Himmel im letzten Wintermonat des Tigerjahrs (1290) aufzusitzen und am 15. des ersten Frühlingsmonats (1291) vor Damaskus abzusitzen. Jetzt tun Wir dir kund, dass Wir in Gemässheit mit Unserem ehrlichen Wort Unsere Heere zur Verabredung(szeit und Ort) schicken und, wenn Wir mit des Himmels Autoritit jene Völker in Besitz nehmen, euch Jerusalem geben werden. Wenn ihr (aber) den Termin versäumt und damit Unsere Heere in eine Fehlaktion führt, wäre das angängig? Wenn ihr es später auch bereutet, was würde es euch nützen? (Ihr würdet es später zu bereuen haben). Weiter, wenn du einen Gesandten von dir mit irgend einer Botschaft schickst und dabei unter seiner Obhut seltene Gegenstände aus dem Frankenland, Falken und verschiedenfarbige Edelsteine mitgäbest, dann sei die Macht des Himmels und die Majestät des Kaisers Zeuge, dass Wir dich in irgend einer Weise belohnen werden. Dies zu sagen, schicken wir den Köcherträger Müskeril. Unseren Brief haben wir am 6. der letzten Dekade des ersten Sommermonats im Rinderjahr (1289) bei Unserem Aufenthalt in Köndelen geschrieben.“
Die Il-Khane waren eine mongolische Dynastie in Persien und Zentralasien (1256-1335). In dieser Zeit wurde von 12 der 17 Herrscher dieses Reiches eigene Münzen mit mongolischen Schrift hergestellt, was durch die zahlreichen Münzfunden mit mongolischen Schriften belegt ist.
In Arghun Khans Zeit gab eine solche Münze mit der Aufschrift in der Mitte: „Im Namen des Argun Khans geprägt“, oben horizontal steht das mongolische Wort „altan“ was “Gold“ auf mongolisch bedeutet.
wird fortgesetzt…